Olten (energate) — Über knapp 100 personelle Veränderungen in Schweizer Energieunternehmen, Verbänden und Politik hat der “energate messenger Schweiz” seit Anfang Jahr berichtet. Der Kadermarkt ist dabei ordentlich in Bewegung: Im vergangenen Jahr waren uns 70 prägnante Wechsel aufgefallen. Zum Jahresabschluss 2018 blicken wir auf einige interessante Veränderungen zurück — auf angekündigte und schon vollzogene.
Gewichtige Veränderungen kurz vom Jahresende — in der Politik und in Unternehmen. So könnte man personalpolitisch das Jahr 2018 zusammenfassen: Leuthard weg, Staiblin auch. Dass die Energieministerin irgendwann im Laufe der Legislatur — und es ist ja nicht mal mehr ein Jahr bis zu den nächsten Wahlen — erfolgen würde, war eigentlich klar. Am Ende behielten diejenigen Recht, die mutmassten, Doris Leuthard (CVP) werde noch die Debatte zum CO2-Gesetz als Ministerin begleiten und dann gehen. So geschehen. Leuthard nutzte den Rücktritt von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann dann wenige Tage später, um auch ihren Rückzug auf Ende Jahr anzukündigen. Und auch in der Nachfolgefrage behielten diejenigen Recht, Simonetta Sommaruga (SP) werde das Uvek übernehmen. Wobei sich Gerüchten zufolge auch die neue Bundesrätin Viola Amherd (CVP) Hoffnung gemacht hatte, Energieministerin zu werden.
Wechsel an der Alpiq-Spitze
Der grosse Personalwechsel 2018 in der Unternehmenswelt war sicher der Rückzug von Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin, auch wenn ihn der eine oder andere Beobachter nach dem Verkauf des Alpiq-Industriegeschäfts erwartet hatte. Staiblin stand Alpiq sechs Jahre vor. Sie habe sich entschieden, das Unternehmen per Ende 2018 zu verlassen. “Gemeinsam haben wir die notwendigen Restrukturierungen umgesetzt, das Unternehmen konsequent umgebaut und auf die neuen Marktbedingungen ausgerichtet. Der Konzern steht nun auf einem stabilen Fundament und ist fit für die Energiezukunft”, verabschiedete sich Staiblin vom “Alpiq-Team”. Ihr Nachfolger an der Unternehmensspitze ist Jens Alder, der seit 2015 Verwaltungsratspräsident ist. In diesem Sinne teilte Alpiq denn auch mit, dass der Verwaltungsrat den Governance-Prozess anpasse. Das Aufsichtsorgan solle potenzielle Interessenkonflikte bei der Doppelrolle vermeiden. Als Gegengewicht zu Alder wird VR-Vizepräsident Jean-Yves Pidoux neu als Lead Director das vom VR neu geschaffene Governance Committee leiten. Aber auch in den anderen Schweizer Energieunternehmen gab es Veränderungen. Dabei fiel die Energiedienst Holding AG gleich mit zwei Veränderungen auf. Wobei die Veränderung auf dem Posten des CEO erst im kommenden März wirksam wird: Dann hört CEO Martin Steiger auf, immerhin 19 Jahre in der Geschäftsleitung. Sein Nachfolger wird Jörg Reichert. Er kommt von der Konzernmutter, dem deutschen Energiekonzern EnBW, wo er aktuell das Controlling und Risikomanagement leitet. Eine Veränderung verkündete Energiedienst kurz vor Jahresende: Das Unternehmen trennte sich von Sabine von Manteuffel. Sie war im September 2017 nach Laufenburg für den Aufbau neuer Geschäftsfelder gewechselt. “Sie ist mit sofortiger Wirkung freigestellt”, entschied der Verwaltungsrat. Hintergrund seien unüberbrückbare strategische Differenzen. Interimsweise hat Michel Schwery, auch Mitglied der Geschäftsleitung, neben der Geschäftseinheit “Schweiz” die Aufgaben von Manteuffels übernommen.
Im April konnte der Basler Versorger IWB derweil die Suche nach einem neuen Chef abschliessen. Der Nachfolger von David Thiel wurde Claus Schmidt, der das Unternehmen zunächst interimistisch führte. Der promovierte Physiker Schmidt kam im März 2016 als Chief Operating Officer (COO) und Leiter des Geschäftsbereichs Management Services zur IWB. Im November 2016 beförderte ihn der Verwaltungsrat zum stellvertretenden CEO. Einen neuen CEO bekommt auch der Westschweizer Versorger Romande Energie. Per 1. Juni 2019 wird der frühere Swisscom-Manager Christian Petit Nachfolger von Pierre-Alain Urech, der sich dann in den Ruhestand verabschiedet. Der Waadtländer stand dem Unternehmen dann 14 Jahre vor. Er werde die Übergabe aber bis zum 30. September sicherstellen und auch seine Mandate als Präsident des Verwaltungsrats in drei Unternehmen, an den Romande Energie beteiligt ist, fortsetzen.
CKW mit neuem Chef
Veränderungen gab es 2018 auch bei der CKW. Martin Schwab wurde Nachfolger des zur NZZ-Mediengruppe gewechselten Felix Graf. Schwab kam vom Mutterkonzern Axpo, wo er seit 2011 als Finanzchef tätig war. Neu in die Geschäftsleitung des Luzerner Versorgers rückt zudem Thomas Reithofer auf. Zum Jahreswechsel wird er neuer Leiter des Geschäftsbereichs Energie. Eine Umstrukturierung der Konzernleitung verkündete im Dezember der Berner Versorger BKW. Die promovierte Juristin Antje Kanngiesser steigt zum Jahreswechsel in das Führungsgremium auf. Zur Begründung hiess es, aufgrund der Transformation des Unternehmens gewönnen die Digitalisierung wichtiger Vertriebs- und Querschnittsfunktionen sowie die internationalen rechtlich-regulatorischen Themen immer mehr an Bedeutung. Die BKW-Konzernleitung besteht nun wieder aus fünf Mitgliedern. Neuer Geschäftsleiter der Schweizerischen Energiestiftung (SES) ist seit Ende November Nils Epprecht. Er ist Nachfolger von Rita Haudenschild. Die Stiftung und Haudenschild hatten sich “im gegenseitigen Einvernehmen” getrennt. Der Umweltnaturwissenschaftler Epprecht hatte seit 2016 bei der SES als Projektleiter Strom & Atom gewirkt. Einen Wechsel gab es auch bei einer anderen Umweltorganisation: Greenpeace Schweiz. Im Juli hat Iris Menn die Geschäftsleitung übernommen. Die promovierte Meeresbiologin trat die Nachfolge von Interim-Geschäftsleiter Kaspar Schuler an. Zum neuen Chef von ABB Schweiz wurde per 1. Juli Robert Itschner berufen. Als Vorsitzender der Geschäftsleitung ist er der Nachfolger von Reto Lütolf, der in den Ruhestand ging. Itschner war zuletzt Leiter Marketing & Verkauf der Division Robotics & Motion. Aufgestiegen in die Geschäftsleitung ist 2018 auch Jan Flückiger — bei Swisspower. Er hat die Führung des ebenfalls neuen Bereichs “Public Affairs und Kommunikation” übernommen. Dabei leitet er weiterhin die Abteilung “Public Affairs”, während er die Führung der Abteilung “Kommunikation” abgab.
Neuer CFO beim EKS
Eine Veränderung gibt es weiter beim Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen (EKS). Dort wird zum neuen Jahr Luca Slanzi CFO und Mitglied der Geschäftsleitung. Er arbeitet seit
neun Jahren beim EKS, zuletzt als Stellvertreter des aktuellen CFO Christian Bigler, der das Unternehmen Ende Februar 2019 verlässt, um eine neue Stelle näher seiner bernischen Heimat anzunehmen. Seinen Abschied verkündete zum Start des Jahres 2018 bei der Meyer-Burger-Gruppe Patrick Hofer-Noser. Er werde sich aber weiterhin dem Energiethema widmen, hiess es seinerzeit. Im Mai wurde es dann klarer: Hofer-Noser verkündete, dass er den Geschäftsbereich Solarsysteme von Meyer Burger übernimmt. Um die Übernahme zu vollziehen wurde zunächst eine eigene Gesellschaft gegründet: die 3S Solar Plus AG, die dann an den langjährigen Solarindustrie-Spezialisten übergeben wurde.
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