Olten (energate) — Nachdem der Bundesrat seinen
Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative veröffentlicht hat, werden von einigen
Seiten kritische Stimmen laut. Sowohl Wissenschaftler als auch mehrere Parteien
beanstanden, dass der Bundesrat ein Verbot fossiler Energieträger nicht in den
Entwurf mit aufgenommen hat.
Energieperspektiven 2050+: Revaz gibt sich optimistisch
Die Studie
Energieperspektiven 2050+, die das Bundesamt für Energie (BFE) in Auftrag gab, skizziert,
wie ein klimaneutrales Energiesystem in der Schweiz im Jahr 2050 aussehen
könnte. Zentrale Massnahmen sind die Reduktion des Einsatzes fossiler
Energieträger und der erhöhte Einsatz strombasierter
Energieträger, etwa für die Wärmeversorgung und in der Mobilität. BFE-Direktor
Benoît Revaz ist zuversichtlich, dass eine schnelle und umfangreiche
Elektrifizierung das Schweizer Stromnetz nicht überlasten würde. Insgesamt seien
“heute alle Technologien vorhanden, um eine klimaneutrale Schweiz zu
schaffen”, so Revaz. “Sie müssen jetzt nur noch breit angewendet und
weiterentwickelt werden.”
EVU und Energiewende: Noch einiges an Potenzial für
Verbesserungen
Alle zwei Jahre beleuchtet eine vom Bundesamt für Energie
(BFE) in Auftrag gegebene Vergleichsstudie, inwieweit die schweizerischen
Energieversorgungsunternehmen mit ihren Aktivitäten zur Energiewende beitragen.
Seit der letzten Erhebungsrunde sind kleine Fortschritte sichtbar. Gleichwohl
besteht noch einiges an Potenzial für Verbesserungen. Stellvertretend hierfür
steht die Tatsache, dass die teilnehmenden Versorger im Strombereich — über
alle Handlungsfelder gesehen und im Durchschnitt — eine Zielerfüllung von 53
Prozent erreichten (2018: 51%). Im Wärme-/Gasbereich liegt dieser Wert wie
schon bei der letzten Erhebung bei 50 Prozent.
Gletscher-Initiative: Wissenschaftler kritisieren
Gegenentwurf
Die Akademien der Wissenschaften Schweiz widersprechen dem
Bundesrat, was dessen Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative betrifft, in
mehreren Punkten. So sei etwa ein Verbot fossiler Brenn- und Treibstoffe
“unschön, aber kaum vermeidbar”, so die Akademien. Die Minderung
fossiler Energien reiche nicht aus. Einzig in Ausnahmefällen sollen demnach
noch fossile Energien zum Einsatz kommen, etwa wenn sie aus technischen Gründen
kaum zu ersetzen sind. Zudem plädieren die Akademien dafür, die
Versorgungssicherheit ebenfalls als Kriterium aufzuführen. Ebenso wichtig sei
es, die Klimapolitik mit anderen Nachhaltigkeitszielen wie der Agenda 2030 der UNO abzustimmen.
Bundesrat bekommt Gegenwind von den Parteien
Verschiedenen politischen Parteien geht der Gegenentwurf des
Bundesrates zur Gletscher-Initiative nicht weit genug. Das zeigen die
Stellungnahmen, die die Parteien zum Ablauf der Vernehmlassung abgegeben haben.
Die Grünen etwa fordern einen “weitestgehenden” Ausstieg aus den
fossilen Energien und nicht nur ein Minderungsziel wie vom Bundesrat im
Gegenentwurf vorgeschlagen. Auch die SP und die Grünliberalen bedauern, dass
der Bundesrat ein Verbot fossiler Energieträger ausschliesst. Deutlich
positiver haben zum Entwurf sich die beiden Mitteparteien FDP und CVP geäussert.
Dittli: “Die politischen Rahmenbedingungen sind
optimal”
Der neuen Benchmarking-Studie des BFE zufolge sind die
Gemeindewerke Erstfeld in Bezug auf den Beitrag zur Energiewende das fortschrittlichste
kleine Versorgungsunternehmen der Schweiz. Im Interview erzählt Peter Dittli,
Geschäftsführer der Gemeindewerke, mit welchen Produkten und Dienstleistungen
er die Energiewende vorantreibt. In ihren Wasserkraftwerken produzieren die
Gemeindewerke jährlich 32 Mio. kWh Ökostrom. Zudem finanzieren sie mit den
Erträgen aus dem Ökostromhandel ein Förderprogramm, mit dem sie
Energieeffizienz-Massnahmen ihrer Kunden unterstützen. In den kommenden fünf
Jahren will Dittli alle von den Gemeindewerken benötigten Fahrzeuge durch
E‑Mobile ersetzen. /sb/kb/jr